Ihr kennt das bestimmt: Beim Nachdenken über ein Internet-Projekt oder eine Website fällt einem der ideale Domainname ein. Dann tippt man ihn schnell ein, um nachzusehen ob er verfügbar ist, und – jemand anders hat genau diese Domain bereits registriert. Und dann hört man etwas von Domain-Hacks, mit denen man angeblich kreative Domainnamen basteln kann. Das kann tatsächlich eine gute Strategie für so eine Situation sein. Daher hier ein kurzer Überblick:

Was sind die Vorteile und Nachteile von Domain-Hacks?

Die Vorteile: Es gibt viele verschiedene Domain-Endungen gibt, die für Domain-Hacks geeignet sind; Menschen merken sich originelle Dinge besser; und der Kaufpreis für eine bereits registrierte Domain dieser Art ist generell wesentlich niedriger als für die vergleichbare .com Domain. Die Nachteile: Es gibt für einige dieser Domain-Endungen Zugangsbeschränkungen; Teile der Domain werden von Suchmaschinen nicht korrekt verstanden; und sie versagen eigentlich immer beim sogenannten Radio-Test.

Um das alles genauer zu verstehen, folgen jetzt noch alle nötigen Details:

Was ist ein Domain-Hack?

Ein Domain-Hack ist ein Domainname, bei dem ein Wort im Namen aus dem Mittelteil des Domainnamens (der SLD) und der Domain-Endung (der TLD) über den dazwischen liegenden Punkt gebildet wird. Eine Konstruktion aus zwei Wörtern, die durch den Punkt getrennt sind (z.B. meet.me), ist kein Domain-Hack.

Teile des Domainnamens: Subdomain, SLD und TLD

Teile des Domainnamens

So etwas hat jeder von uns schon oft gesehen, auch wenn wir vielleicht nicht weiter darüber nachgedacht haben. Ein Beispiel, bei dem man die österreichische Domain-Endung .at verwenden könnte, ist low-f.at, bei dem das Wort „fat“ erst über den Punkt hinweg entsteht. Ähnliche Beispiele dieser Art sind doorm.at (woraus das englische Wort für „Fußmatte“ entsteht, oder bo.at (also das englische Wort für „Boot“).

Solche Konstrukte kann man natürlich auch mit anderen Endungen versuchen, z.B. mit der deutschen Domain-Endung .de: geschmei.de, begier.de, fassa.de, oder ähnliche. Klingt interessant, aber ist es das auch?

Warum sind Domain-Hacks interessant?

Der Grund für diese Konstruktionen ist, dass die „normalen“ oder „generischen“ Keyword-Domains wie z.B. low-fat.com, doormat.com oder boat.com bereits registriert sind. Das bedeutet konkret, dass sie entweder schon jemand für eine Website verwendet, oder dass sie jemand als Premium-Domain verkaufen will.

Worauf muss ich beim Kauf einer Premium-Domain achten?

Das kann teilweise richtig teuer werden. Was also tun? Genau: Domain-Hacks versuchen, um das gewünschte Keyword doch noch irgendwie zu erzeugen. Es gibt zwar auch noch andere Taktiken, um sich einen Domainnamen auszudenken, der zum eigenen Zweck passt, aber die meisten davon machen den Domainnamen deutlich länger. Beispiele dafür wären etwa bei boat.com die Namen boatmaster.com, superboat.com, boatsforsale.com, etc.

Gerade bei Domains gilt jedoch das bekannte Sprichwort „In der Kürze liegt die Würze“, denn die Leute sollen sich den Namen ja leicht merken und auch noch richtig eintippen können. Dadurch ist der Vorteil von bo.at klar geworden, oder?

Domain-Hack-Vorteil: Es gibt viele verschiedene Domain-Endungen (TLDs)

11 klare Vorteile der eigenen Domain im Internet

Nachdem jetzt das Prinzip und der Reiz des Domain-Hackens klar geworden ist, kommen wir zu einem eindeutigen Vorteil: Der großen Vielfalt an Domain-Endungen. Zusätzlich zu den generischen Endungen (TLDs) .com, .net, etc. hat jedes Land der Erde seine eigene Domain-Endung bekommen. Einige dieser sogenannten ccTLDs haben sogar eine gewisse Berühmtheit erlangt, wie z.B. jene von Tuvalu (.tv) aus offensichtlichen Gründen, oder die italienische (.it) bzw. die montenegrinische (.me), weil sie einfach zwei häufig gebrauchte englische Wörter sind.

Das heißt aber nicht automatisch, dass die Domain meet.me ein Hack ist, weil ja kein Wort über den Punkt hinweg gebildet wird. Manchmal findet man auch solche Konstruktionen als Domain-Hacks bezeichnet oder aufgelistet, obwohl sie streng genommen keine sind. Trotzdem kann man mit .it oder .me auch Domain-Hacken, z.B. sind gehdochm.it oder vorna.me eindeutig Domain-Hacks.

Andere Länderendungen eignen sich besonders gut für Domain-Hacks, wie z.B. die libysche (.ly) in der englischen Sprache. Beispiele sind actual.ly, final.ly oder dergleichen. Durch die lange Liste länderspezifischer Domain-Endungen hat man hier auch wirklich sehr sehr viele Möglichkeiten.

Gibt es Domain-Hacks auch mit den neuen Domain-Endungen (ngTLDs)?

Ja, grundsätzlich schon. Das Domain-Hacken ist hier aber schwieriger, weil diese neuen Domain-Endungen bereits als Keywords, also ganze Wörter konzipiert sind. Beispiele sind .beauty, .makeup, .consulting und viele mehr. Wie schon gesagt, gilt perfect.beauty nicht als Domain-Hack, weil dabei kein Wort über den Punkt hinweg gebildet wird.

Trotzdem kann man Domain-Hacks auch mit ngTLDs erreichen. Mir scheint aber, dass das fast nur bei Endungen funktioniert, die auch häufig benutzte Silben sind, wie z.B. .bar, aus dem man dann wunder.bar machen kann. Außerdem kann ein Domain-Hack mit neuen gTLDs über Sprachgrenzen hinweg gut funktionieren. Ein Beispiel dafür ist schnauzb.art mit der auf das englische Wort für „Kunst“ abzielenden Domain-Endung.

Domain-Hack-Vorteil: Menschen merken sich originelle Dinge besser

Stimmt doch, oder? Ich weiß allerdings nicht, ob alle Menschen derartige Wortspiele gleich originell finden. Wenn ein Hack zu kompliziert ist, kann so eine Wahl also auch ganz schön daneben gehen. Apropos:

Domain-Hack-Nachteil: Der Radio-Test geht schief

Ein wesentlicher Nachteil eines Domain-Hacks ist das Abschneiden beim sogenannten Radio-Test für den Domainnamen. Dieser Test funktioniert so: Stellen Sie sich vor, sie fahren im Auto und hören im Radio die Werbung für irgendein Produkt, das Sie interessiert. Am Ende der Werbeeinblendung sagt der Sprecher: Besuchen Sie uns auf unserer Website unter „super.com“.

Alle Vorteile und Nachteile von Domain-Hacks

Der verwendete Domainname besteht den Test, wenn Sie in der Lage sind, den Domainnamen zu Hause richtig im Browser einzutippen, obwohl Sie ihn nur gehört haben und das vermutlich nur einmal. Wie wäre das im hier verwendeten Beispiel „super.com“? Ja, ich denke das bekämen wir alle problemlos hin. Außerdem könnten wir uns auch alle den Domainnamen so lange merken, bis wir die Gelegenheit hätten, zu einem Browser zu kommen. Also: Radio-Test bestanden.

Wie schneidet hier aber ein Domain-Hack ab? Nehmen wir den anfangs erwähnten Domain-Hack „low-f.at“. Wie müsste der Radiosprecher diesen Namen sagen, sodass jeder weiß, wie er zu schreiben ist? Besuchen Sie uns auf unserer Website unter „low Bindestrich F Punkt A T“? Oder besser „L O W Minus F Punkt A T“?

Die Probleme damit sind folgende: Wieviel des Namens oder welche Teile müssen buchstabiert werden? Versteht man alles richtig? Kann man sich im Kopf die Wörter wieder aus den Buchstaben zusammensetzen? Und obendrein: Versteht man dann den Wortwitz überhaupt noch? Wer könnte diese Zusammenhänge schnell genug in einer Situation verstehen, in der man sich eigentlich auf etwas anderes konzentriert? Und die Frage aller Fragen: Merkt man sich etwas überhaupt, das man gar nicht ordentlich verstanden hat?

Durchgefallen.

Domain-Hack-Nachteil: Zugangsbeschränkungen für länderspezifische Domain-Endungen (ccTLDs)

Für einige Domain-Endungen gibt es Zugangsbeschränkungen bei der Registrierung. Für die meisten länderspezifischen Domain-Endungen gibt es die Einschränkung, dass man eine Adresse in jenem Land haben muss, um so eine Domain zu registrieren.

Dieses Problem kann man allerdings oft dadurch umgehen, dass man einen Treuhandservice bei einem Registrar in Anspruch nimmt, der eine Niederlassung in diesem Land hat. Dabei registriert der Registrar (z.B. eine Hosting-Provider-Firma, die auch als Domain-Reseller oder Registrar aktiv ist) die Domain im Namen des Kunden und tritt auch als Inhaber der Domain auf. Gegen entsprechendes Entgelt tritt der Registrar dem Kunden aber jegliche Verfügungs- und Nutzungsrechte an der Domain ab.

Domain-Hack-Nachteil: Das gewünschte Keyword wird von Suchmaschinen nicht erkannt

Die Rolle der Suchmaschinenoptimierung ist aus einer Diskussion über Domainnamen nicht wegzudenken. Dabei geht es meist um Keywords, also Schlüsselwörter, die bei der Suche benutzt werden, z.B. „Geschmeide“.

Soweit der Domainname für die Platzierung einer Website in den Suchresultaten eine Rolle spielt, ist dabei „geschmeide.com“ gegenüber „geschmei.de“ klar im Vorteil, weil die Suchmaschinen das Keyword über den Punkt hinweg nicht zusammensetzen. Bei den neuen gTLDs funktioniert das sehr wohl: „feinstes.geschmeide“ liefert der Suchmaschine beide Wörter korrekt zur Verarbeitung.

Domain-Hack-Vorteil: Die eigene Kreativität

Dieser Vorteil zieht sich bereits durch den ganzen Artikel, verdient aber eine extra Erwähnung. Der eigenen Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Jeder, der gerne Wortspiele spielt, hat hier einen kleinen Vorteil, aber man kommt auch durch klare Strategie zum Ziel.

Zunächst schreibt man sich eine Liste mit Wörtern auf, die als Domainname oder als Teile davon in Frage kommen. Dann sieht man sich ganz gemütlich die Liste der länderspezifischen Domain-Endungen durch und vergleicht mit den Buchstaben am Ende der Wörter auf der Wunschliste. Und wenn sich etwas findet, das übereinstimmt, dann hat man schon einen Kandidaten.

Das funktioniert auch andersherum: Die Wörter auf der Liste nehmen und die letzten beiden oder drei Buchstaben abschneiden. Gibt es diese Schnipsel als länderspezifische Domain-Endung? Ja? Dann ist ebenso ein Kandidat gefunden.

Domain-Hack-Vorteil: Geringer Kaufpreis für bereits registrierte Domain-Hacks

Sollte man schon einmal über den Kauf einer Domain nachgedacht haben, ist klar, dass gute Domainnamen ganz viel Geld kosten. Teilweise reden wir dabei von mehreren tausend bis zu Millionen Euro oder Dollar. Auch manche Domain-Hacks sind bereits registriert.

Da es aber eindeutig Nachteile für solche Namen gibt, und sich nicht annähernd so viele Leute oder Firmen für den Kauf eines zerstückelten Namens interessieren, sind diese Hacks auch recht billig zu haben. Man sollte auf jeden Fall ein eventuelles Angebot sehr niedrig setzen – bei den Verhandlungen sieht man dann, wie weit der Verkäufer mit dem Preis entgegenkommt.

Mehr zum Thema Kauf einer Domain habe ich in meinem Artikel zu Premium-Domains geschrieben.

Noch mehr Beispiele für Domain-Hacks

Hier noch ein paar bekanntere Beispiele für Domain-Hacks: instagr.am, bit.ly, wolfr.am, goo.gl, flic.kr, itun.es und youtu.be

Domain-Hacks: Das Fazit

Ob sich jemand für einen Domain-Hack begeistern lässt oder nicht, ist offen. Aus technischer Sicht ist ein Domain-Hack gegenüber dem entsprechenden Domainnamen ohne Unterbrechung klar benachteiligt. Trotzdem kann sich so mancher Domain-Hack auch sehen lassen, bleibt aufgrund der Originalität im Gedächtnis und hat klare Vorteile, wenn es wirklich auf die Kürze ankommt.

Letztlich entscheidet die konkrete Situation und die Bedeutung des konkreten Keywords, um das es geht.

Allen, die sich fragen, woher ich so viel über Domains weiß, empfehle ich meine Ressourcen-Seite zum Thema Domains.

Andreas Krassnigg