Was hat es mit diesem neuen Gutenberg-Editor in WordPress eigentlich auf sich? Das habe ich mich gefragt, seit die ersten Nachrichten zum Erscheinen von Gutenberg aufgetaucht sind. Inzwischen ist der Release schon Vergangenheit und Gutenberg ist im Einsatz.

Daher ist relativ klar, dass neue WordPress-Benutzer vermutlich zuerst mit Gutenberg in Kontakt kommen und nicht mit dem inzwischen charmant als Classic-Editor bezeichneten Vorgänger. Im siebenten Teil dieser Beitragsreihe habe ich bereits eine ganze Menge an Informationen zum Thema Schreiben in WordPress zusammengetragen.

Schreiben in WordPress Gutenberg, einfach erklärt

Hier geht es jetzt darum, was man durch die Ankunft von Gutenberg noch zusätzlich beachten muss, und was sich (fast) nicht geändert hat. Zunächst aber noch die Einordnung in die Beitragsreihe:

Im vorangegangenen siebzehnten Teil dieser Beitragsreihe haben wir dafür gesorgt, dass wir auch etwas darüber lernen können, wie Suchende bei Google Inhalte auf unserer Website finden. Das Werkzeug, das hier Einblicke in Suchbegriffe und die erfolgreichsten Seiten der eigenen Website gibt, nennt sich Google Search Console und ich habe eine grundlegende Einführung gegeben.

In diesem achtzehnten Teil meiner Beitrags-Reihe, in der ich eine komplette Website-Erstellung von Anfang bis Ende beschreibe, geht es nun eben nochmals ums Schreiben. Dazu nun ein herzliches Willkommen!

WordPress Gutenberg: Motivation, Akzeptanz und die Übergangsperiode

Der Gutenberg Editor in WordPress ist als Neuerung innerhalb der WordPress-Community umstritten. Er soll den inzwischen Classic-Editor genannten, auf tinyMCE basierenden visuellen Editor zwar auf lange Sicht ersetzen, die beiden werden aber in einer zumindest bis 2022 dauernden Phase koexistieren.

Der Classic Editor ist dabei seit WordPress Version 5.0 als Plugin zu installieren. Vorher war die Situation andersherum, d.h. es gibt unterhalb der Version 5.0 den Gutenberg Editor als Plugin, was ursprünglich zum Testen gedacht war.

Ich habe mit WordPress 5.0.x inzwischen beide Szenarien ausprobiert, d.h. verwende auf manchen Websites, wo es nicht so sehr ums Schreiben geht, auch tatsächlich Gutenberg. Auf anderen (wie z.B. auf WebsiteBerater.com) habe ich das Classic-Editor Plugin installiert. Die Gründe für letzteres waren folgende:

  • Die unmittelbare Kompatibilität mit dem Divi-Theme, das ich verwende.
  • Dabei war insbesondere ein guter Übergang im laufenden Betrieb nötig, da ich mehrere Websites entwickle und außerdem auch für Kunden betreue
  • Kompatibilität mit Plugins, z.B. dem Advanced Custom Fields Plugin. Die reine Kompatibilität wäre zwar gegeben gewesen, jedoch gab es Unterschiede in der Darstellung oder Anordnung von Bereichen, die einen deutlichen Verlust von Benutzerfreundlichkeit bedeutet haben.
  • Der Prozess des Schreibens selbst geht im Classic Editor wesentlich leichter von der Hand. Wer also auf Geschwindigkeit setzt oder einen sehr effizienten Workflow im Classic Editor etabliert hat, der wird kaum auf Gutenberg wechseln (wollen).

Was ist an Gutenberg in WordPress wesentlich anders?

Wirklich wesentlich anders für den WordPress-Benutzer ist der Workflow beim Schreiben. Durch die Strukturierung des Textes in sogenannte Blöcke hat Gutenberg zwar etwas mehr Möglichkeiten der unmittelbaren Einflussnahme auf das Aussehen des Textes, dadurch werden aber auch die nötigen Klicks oder Tasten-Kurzbefehle mehr.

Zum Workflow komme ich noch weiter unten etwas genauer. Wichtig ist mir dabei meist, soviel wie möglich erledigen zu können, ohne die Finger von der Tastatur zu nehmen. Die dafür nötigen Tasten-Kurzbefehle muss man sich eben für Gutenberg neu aneignen, und davon gibt es nun einige mehr.

Welche Aspekte des Schreibens in WordPress bleiben trotz Gutenberg (fast) unverändert?

In WordPress hat sich an den rund um einen Artikel und seinen Inhalt verfügbaren Informationen und Einstellungen eigentlich kaum etwas verändert. Die Einstellungen sind zwar etwas anders angeordnet und sehen etwas anders aus (Farbe, Gruppierung, manche müssen jetzt aufgeklappt werden), aber die Bezeichnungen und Funktionsweise ist noch die gleiche.

Das bedeutet unter anderem, dass Sie, wenn Sie sich zum gesamten Prozess des Schreibens in WordPress (jetzt eben per Voreinstellung mit Gutenberg) informieren wollen, unbedingt auch meinen anderen Artikel zu diesem Thema lesen sollten. In Schreiben in WordPress, einfach erklärt habe ich eigentlich bereits alles an rundherum-Informationen abgedeckt.

Damit Sie sich besser zurechtfinden liste ich hier die wichtigsten Punkte nochmals auf und verlinke direkt zum jeweiligen Abschnitt dieses anderen Artikels. Ich habe dort bereits im Detail erklärt:

Diese Liste ist nicht vollständig, aber die wichtigsten Punkte sehen Sie bereits. Lesen Sie einfach den ganzen Artikel, dann wissen Sie all das bereits, wenn Sie sich mit Gutenberg beschäftigen.

Blöcke in WordPress Gutenberg: Vorteile und Nachteile

Blöcke sind eindeutig DAS neue Element in Gutenberg. Der unmittelbarste Vorteil ergibt sich aus der dadurch modularen Struktur des Textes beim Anpassen der einzelnen Elemente. Daraus ergibt sich aber auch der unmittelbarste Nachteil: Das fast unvermeidbare Verzetteln in Klicks, Shortcuts und Gedankenkraft, wenn man längere Texte schreibt.

Die Blöcke sind aus meiner Sicht aber gerade für WordPress-Neulinge oder Quereinsteiger vermutlich intuitiver, wenn es darum geht, herauszufinden, welche verschiedenen Elemente man verwenden kann. Ebenso ist durch eine hierarchischere Struktur des Editors mit Einstellungen zu Blöcken und ein- und aus-blendbaren Menüs die Benutzung etwas selbst-erklärender geworden.

Für alle jene, die allerdings den Classic Editor über die Jahre hinweg zu ihrem Standardwerkzeug gemacht haben und darin ihren idealen Workflow bereits gefunden haben, dürfte eine Umstellung eher unattraktiv sein. Zu umständlich wirkt hier manches und zu versteckt sind einige typische Arbeitsschritte.

Eine objektive Liste von Vorteilen und Nachteilen zu finden, scheint mir daher schwierig. Ich beschreibe dennoch in den folgenden Abschnitten dieses Artikels einige Punkte, die konkret und sachlich sind.

Beitrags-Meta-Daten in WordPress Gutenberg

Die Meta-Daten eines Beitrags werden in Gutenberg nach wie vor in einer rechts angeordneten Spalte angezeigt. Dabei können die einzelnen Punkte mit einem Klick auf den Pfeil rechts geöffnet und geschlossen werden. Die Box mit den Speicheroptionen wurde in das Menü am oberen Rand integriert.

Übersicht über die Beitrags-Metadaten in WordPress Gutenberg

Hier findet man nach wie vor alles, was man an Einstellungen zu einem Beitrag setzen kann und sollte. Diese Ansicht kann übrigens wie bisher auch verändert werden. Um die übergeordneten Einstellungen zum Gutenberg-Editor zu sehen, klickt man auf die drei vertikal angeordneten Punkte ganz rechts oben. Dadurch öffnet sich folgende Ansicht:

Die Einstellungen des Gutenberg-Editors in WordPress beim Schreiben eines Beitrags anpassen

Hier findet man ganz unten den Menüpunkt Ansicht anpassen. Durch einen Klick darauf öffnet sich eine Liste aller anzeigbaren Elemente und Einstellungen, sodass man Dinge finden kann, die versteckt sind, oder Boxen verstecken kann, die man nie oder selten braucht, um einen aufgeräumteren Arbeitsbereich zu haben.

Einstellungen für den Gutenberg Editor in WordPress

Im gerade gezeigten Screenshot findet man auch einige interessante weitere Punkte, die man Einstellen oder zwischen denen man wechseln kann.

Ganz oben findet man z.B. die Rubrik Ansicht, in der ich den Punkt Obere Werkzeugleiste aktiviert habe. Dadurch wird am oberen Rand eine etwas ausführlichere Werkzeugleiste angezeigt, so wie das auch beim Classic Editor der Fall ist. Die dort sichtbaren Einstellungen wechseln jedoch je nach der Art des gerade ausgewählten Blocks.

Weiters findet man in der Rubrik Editor den möglichen Wechsel zwischen Standard, d.h. Visuell, und dem Code-Editor, der beim Classic Editor Text heißt, und über den man (zumindest Block für Block) direkt den HTML-Code sehen und editieren kann.

Dann gibt es noch die Rubrik Werkzeuge, wo man sich einige Tastaturkürzel anzeigen lassen kann oder den kompletten Inhalt kopieren kann. Dass der letztere dieser beiden Punkte interessant ist, weiß man spätestens, wenn man einmal versucht hat, mit dem üblichen Str+A (bzw. cmd+A auf dem Mac) alles auszuwählen.

Dadurch wird in Gutenberg nämlich nur der gesamte Inhalt des aktuellen Blocks markiert. Und hätte man sein Glück dadurch versuchen wollen, dass man mit dem Mauszeiger versucht, alles zu markieren, hätte das wohl in häufiger und wiederholter Frustration geendet.

Mit dem ebenfalls hier auftauchenden wiederverwendbaren Blöcken beschäftigen wir uns etwas später noch genauer.

Einstellungen für das Dokument in WordPress Gutenberg

Die in der rechten Spalte angezeigten Einstellungen in Gutenberg sind grundsätzlich in jene für das gesamte Dokument und jene für den aktiven Block unterteilt. Diese zwei Registerkarten unter dem oberen Menü sieht man auch z.B. im vorletzten Screenshot.

Die Einstellungen für das Dokument sind dabei der hier angestammte Inhalt: Die wurden immer schon in der rechten Spalte angezeigt (Blöcke dagegen gibt es erst seit kurzem). Wechselt man von den Einstellungen für das Dokument zur Registerkarte Block, dann werden die Möglichen Einstellungen für den aktiven Block angezeigt. Ist kein Block aktiv, bleibt dieser Bereich leer.

Einstellungen für einen Block in WordPress Gutenberg

Jeder Block in WordPress verfügt über einen Satz möglicher Einstellungen. Diese werden durch einen Klick auf die Registerkarte Block in der rechten Spalte im Gutenberg Editor angezeigt. Die dabei angezeigten Einstellungen beziehen sich jeweils nur auf den aktiven Block.

Werden also keine Einstellungen angezeigt oder solche, die mit der Art von Block, den man eigentlich gerade bearbeiten möchte, offenbar nichts zu tun haben (z.B. die Art der Überschrift, H2, H3, H4, bei einem Absatz), dann hat man wohl noch nicht den richtigen Block aktiviert. Um einen Block zu aktivieren, klickt man einfach einmal drauf.

Gruppen von Blöcken in WordPress Gutenberg

Blöcke sind in Gutenberg in Gruppen zusammengefasst. Die verschiedenen Funktionen der Blöcke werden dabei ebenso berücksichtigt, wie z.B. häufig verwendete Blöcke, die ebenfalls eine Gruppe bilden (und meistgenutzt heißen). Bei der Auswahl eines neuen Blocks in Gutenberg werden die Arten von Blöcken gruppenweise angezeigt.

Die Gruppen sind folgende (mit Screenshots):

  • Meistgenutzte Blöcke: je, nachdem …Die Gruppe Meistgenutzt von Blöcken im WordPress Editor Gutenberg
  • Inline-Elemente: Inline-BildDie Gruppe Inline-Elemente von Blöcken im WordPress Editor Gutenberg
  • Allgemeine Blöcke: Absatz, Überschrift, Zitat, Cover, Bild, Galerie, Liste, Audio, Datei und VideoDie Gruppe Allgmeine Blöcke von Blöcken im WordPress Editor Gutenberg
  • Formatierung: Classic, HTML, Vorformatiert, Code, Pullquote, Tabelle und VersDie Gruppe Formatierungen von Blöcken im WordPress Editor Gutenberg
  • Layout-Elemente: Spalten, Button, Medien und Text, Mehr, Seitenumbruch, Trennzeichen und AbstandshalterDie Gruppe Layout-Elemente von Blöcken im WordPress Editor Gutenberg
  • Widgets: Shortcode, Archive, Kategorien, Neue Kommentare und Neue BeiträgeDie Gruppe Widgets von Blöcken im WordPress Editor Gutenberg
  • Einbettungen: Einbetten, Twitter, YouTube, Facebook, Instagram und wie sie alle heißen …Die Gruppe Einbettungen von Blöcken im WordPress Editor Gutenberg

Die meisten dieser Blöcke sind, wie schon erwähnt, selbsterklärend.

Zwei bemerkenswerte Blöcke in WordPress Gutenberg: Spalten und Classic

Zu zwei dieser Blöcke möchte ich aber noch ein paar Worte verlieren, weil sie entweder echt neu (Spalten) oder für konservative Benutzer interessant (Classic) sind.

Spalten in WordPress Gutenberg

Spalten sind in WordPress vor dem Gutenberg Editor den Nutzern von Page-Buildern und etwaiger Tabellen-Plugins vorbehalten gewesen. In Gutenberg kann man eine Spalten-Umgebung innerhalb des gerade bearbeiteten Artikels schaffen, indem man einen Spalten-Block einfügt.

Die Spalten lassen sich auch direkt einfügen, wenn man einfach unter den letzten aktiven Block sieht, wo man folgendes findet:

Einen Spalten-Block im WordPress Editor Gutenberg hinzufügen

Der rot unterstrichene Button aktiviert zwei Spalten, die man dann mit weiteren Blöcken befüllen kann. Auch weitere Spalten lassen sich über die Block-Einstellungen rechts leicht hinzufügen.

Der Classic-Block in WordPress Gutenberg

Wenn man Inhalte aus dem Classic Editor in Gutenberg einfügen möchte, kann man das zwar ohne weiteres tun, ist aber unter Umständen mit überraschenden (und zwar nicht in positiver Hinsicht) Resultaten konfrontiert. Um z.B. solche Probleme zu vermeiden, gibt es einen Classic-Block, der im Block den Classic Editor öffnet.

Der Classic-Block des WordPress Editors Gutenberg

Auch wenn man nicht gerade Inhalte ohne Probleme kopieren will, kann der Classic Block hilfreich sein, z.B. um im gewohnten Workflow zu arbeiten.

Goldener Stern-Sticker 1: Wiederverwendbare Blöcke

Mit der Funktion der wiederverwendbaren Blöcke führt WordPress mit den Blöcken direkt auch die Möglichkeit ein, einzelne davon als globale Objekte für die ganze WordPress-Website zu definieren und zu verwenden.

Das bedeutet, ein Block kann als wiederverwendbar gespeichert werden. Dadurch ist er in seiner Gesamtheit schnell und überall einsetzbar. Aber nicht nur das: Wird der wiederverwendbare Block an einer Stelle verändert, ändern sich alle Instanzen automatisch genau so.

Diese Art von Objekt ist für jedes modulare System sehr mächtig und ein echter Bonus. So kann man z.B. ein Element, das Ein Logo und eine Kurzbeschreibung anzeigt, zentral verwalten und an allen Stellen, an denen es auf der Website auftaucht, gleichzeitig verändern, wenn das nötig werden sollte.

Wiederverwendbare Blöcke in WordPress Gutenberg definieren, verwenden und verwalten

Um einen Block zum wiederverwendbaren Block zu machen, aktiviert man ihn durch einen Klick darauf und klickt anschließend auf die drei vertikal angeordneten Punkte. Im sich dadurch öffnenden Menü klickt man auf die Option Zu wiederverwendbaren Blöcken hinzufügen:

Einen wiederverwendbaren Block im WordPress Editor Gutenberg definieren

Dadurch erhält man die Möglichkeit, dem wiederverwendbaren Block einen Namen zu geben und ihn zu speichern:

Einen wiederverwendbaren Block im WordPress Editor Gutenberg benennen

Nach dem Speichervorgang kann der Block dann bearbeitet werden, falls das nötig sein sollte

Einen gespeicherten wiederverwendbaren Block im WordPress Editor Gutenberg modifizieren

Andererseits kann man einen wiederverwendbaren Block auch wieder zu einem normalen Block machen, indem man wieder auf das Menü hinter den drei vertikalen Punkten zurückgreift und auf In normalen Block umwandeln klickt

Einen wiederverwendbaren Block im WordPress Editor Gutenberg wieder zum normalen Block machen

Möchte man an einer anderen Stelle einen der bereits definierten wiederverwendbaren Blöcke einfügen, so wählt man beim Einfügen eines neuen Blocks ganz einfach aus der jetzt existierenden Gruppe von Blöcken mit der Bezeichnung Wiederverwendbar

Einen wiederverwendbaren Block im WordPress Editor Gutenberg hinzufügen

Durch einen Klick auf den entsprechenden Block mit dem gewünschten Namen wird genau dieser Block ausgewählt und eingefügt. Vorsicht: Wenn man ihn gleich darauf ändert, so ändert man dabei auch alle bereits existierenden Instanzen dieses wiederverwendbaren Blocks, wo auch immer auf der Website er auftaucht.

Um alle wiederverwendbaren Blöcke zu verwalten, klickt man entweder auf den entsprechenden Link im vorigen Screenshot oder sucht diesen Punkt im Gutenberg-Menü (erreichbar über die drei vertikalen Punkte ganz rechts oben), dessen Screenshot ich bereits weiter oben gezeigt habe. Dort findet er sich in der Rubrik Werkzeuge. Dadurch landet man bei einer Übersicht über alle wiederverwendbaren Blöcke

Die Übersicht über alle wiederverwendbaren Blöcke in WordPress Gutenberg

Hier können die bisher definierten Blöcke zentral verwaltet werden. Doch Vorsicht: Auch die Änderungen, die hier gemacht werden, haben globale Auswirkungen überall auf der Website, wo jener Block auftaucht. Wenn man z.B. einen wiederverwendbaren Block hier löscht (in den Papierkorb legt), dann verschwindet er an allen Stellen, an denen er sich vorher befunden hat.

Stattdessen sieht man dort einen Platzhalter:

Ein in WordPress Gutenberg als wiederverwendbar definierter Block wurde in den Papierkorb gelegt

Wird der Block aus dem Papierkorb wieder zurückgeholt, taucht er auch an allen Platzhalter-Stellen wieder auf. Um sicherzugehen, dass man nicht irrtümlich mit wiederverwendbaren Blöcken hantiert, hier noch ein Tipp: Ein wiederverwendbarer Block ist durch folgendes Symbol am rechten oberen Eck gekennzeichnet:

So ist ein wiederverwendbarer Block in WordPress Gutenberg gekennzeichnet

Goldener Stern-Sticker 2: Block-Navigation

Eine weitere Funktionalität im Zusammenhang mit den neu eingeführten Blöcken ist in WordPress-Gutenberg sehr praktisch: Die Block-Navigation. Man kann damit über einen Punkt im oberen Menü des Arbeitsbereichs beim Schreiben eine hierarchische Liste der Blöcke des Dokuments aufrufen und in dieser navigieren.

Das sieht in etwa so aus:

Die Block-Navigation im Gutenberg Editor von WordPress

Ein Klick auf einen der in der Liste angezeigten Blöcke aktiviert diesen Block im Editor. Das kann man verwenden, um schnell ein paar Einstellungen zu machen, dahin zu springen, oder den Block zu editieren. Ist ein Block zur Zeit aktiv, wird er in dieser Liste grau hinterlegt, wie ein Absatz im Screenshot-Beispiel.

Schwarzer Punkt 1: Workflow beim Schreiben

Wo Licht ist, da ist auch Schatten, sagt man. Wie offenbar für einige andere auch, die viel und oft in WordPress schreiben, ist de Workflow im neuen Editor Gutenberg zumindest gewöhnungsbedürftig. Wie bereits erwähnt, hat das mit der neuen Struktur der Metadaten zu einem Beitrag zu tun, aber auch mit der Block-Struktur.

Wo man im Classic Editor mit einem Druck auf die Return-Taste einen neuen Absatz begonnen hat, startet man in Gutenberg einen neuen Block. Das macht beim Schreiben an sich keinen Unterschied, die Tastenanschläge sind genau die gleichen. Was passiert aber beim Editieren?

Versuche ich z.B. etwas Text zu markieren, sagen wir von der Mitte des vorherigen Absatzes weg bis zum Ende des nächsten Absatzes, so gelingt das im Classic Editor mühelos: Ich kann genau die Textpassage markieren, die ich markieren möchte, und zwar auf den Buchstaben genau. In Gutenberg? Fehlanzeige – über einen Absatz hinaus lassen sich nur ganze Absätze markieren.

Das ist für mich bereits eine Sache, die mir Sorgen macht. Schnell einmal etwas Text präzise auszuschneiden oder zu verschieben/duplizieren scheint hier wesentlich komplizierter zu sein als nötig.

Insgesamt bin ich mir sicher, dass man sich beim Schreiben an diverse Tastenkürzel gewöhnen kann und auch an veränderte Platzierungen von Einstellungen und Optionen. Editieren gehört allerdings genauso zum Prozess des Schreibens wie das tatsächliche Schreiben selbst, daher sollte die Funktionalität auch hier mindestens so praktisch und übersichtlich bleiben, wie sie vorher war.

Besser werden ist natürlich immer erlaubt.

Schwarzer Punkt 2: Zuviel Mikro-Management

Ein weiterer Punkt, der vielleicht insgesamt auf das abzielt, was ich im nächsten Abschnitt noch kurz diskutieren möchte, ist das für jeden einzelnen Block verfügbare Arsenal and unmittelbaren Einstellungen. Diese Einstellungen gab es zwar auch vorher bereits, doch hier werden sie einem praktisch so direkt unter die Nase gehalten, wie nur möglich.

Diese Allgegenwart von Block-Einstellungen, Block Verschieben, Block Platzieren, Neuer Block, welcher neue Block-Typ darfs denn sein, etc. ist eine Art von Mirko-Management, die von dem ablenkt, was jene von uns hauptsächlich tun, die viel Text zu schreiben haben.

Die schöne Einfachheit, die WordPress mit dem Classic Editor hatte, wo man Text und Struktur über Dinge wie Überschriften praktisch direkt beim Tippen einbauen kann, wenn man möchte, und sich erst hinterher im das Design kümmert, wenn überhaupt, geht hier eindeutig verloren.

Zur Erinnerung: Stil und Aussehen einer Website sollten über die insgesamt angewendeten Style-Sheets bestimmt werden können, ohne dass man sich jedesmal beim Schreiben Sorgen macht, wie der Artikel denn aussehen wird.

Wenn man aber jedesmal im Editor diverse Möglichkeiten hat, einen Block zu gestalten, könnte die Versuchung vor allem für ungeübte Website-Betreiber entstehen, hier überall direkt eingreifen zu wollen, was nur sehr bedingt mit best practices zu tun hat.

Aber genug geschimpft. Konkret glaube ich, dass eins der Ziele, die mit Gutenberg verfolgt werden, ist, anderen für WordPress bereits verfügbaren Page-Buildern Konkurrenz zu machen. Darum geht es nun noch kurz im folgenden Abschnitt.

Ist Gutenberg ein WordPress-Pagebuilder?

Diese Frage ist meiner Meinung nach berechtigt. Pagebuilder sind bisher von Themes oder über Plugins zur Verfügung gestellt worden und bieten generelle Design-Funktionalität für Seiten oder Beiträge in WordPress.

Einiges war auch mit dem Classic Editor möglich. Manche Dinge sind jedoch mit Gutenberg dazugekommen, die darauf schließen lassen, dass hier die Funktionsweise von WordPress-Pagebuildern emuliert bzw. geboten werden soll:

  • Spalten: Ein wesentliches Gestaltungselement jeder modernen Website. Bisher nicht ohne weiteres möglich, doch mit Gutenberg kann man Spalten definieren und mit beliebigen anderen Blöcken füllen. Diese Funktionalität ist zwar sehr grundlegend implementiert, erspart aber vielleicht bereits einigen Website-Betreibern, die nicht wesentlich mehr benötigen, die Verwendung von zusätzlichen Plugins oder Profi-Themes wie Divi.
  • Drag-and-drop für Blöcke: Ich habe es nicht extra erwähnt, aber einzelne Blöcke können innerhalb eines Artikels per drag-and-drop verschoben werden. Das ist schon praktisch, wenn man einmal das Arbeiten und Denken in Blöcken gewöhnt ist, hat aber im Grunde mit cut-and-paste bisher genauso funktioniert.
  • Völlig modulares Design für den Editor: Das ist etwas, das man auch in verschiedenen Pagebuildern hat. Verschiedene Arten von Modulen können angeordnet und einzeln designt und verändert werden.
  • Globale Design-Elemente (wiederverwendbare Blöcke): Auch diese Funktionalität gibt es in Pagebuildern: Ein Element kann einmal erzeugt und global auf der ganzen Website verwendet werden. Noch dazu verändern sich alle Instanzen mit nur einer beliebigen, an der die Änderung vorgenommen wird.

So weit, so gut. Gutenberg ist also eine Art Pagebuilder für Arme (ja sowas kostet, wenn es brauchbar sein soll, gleich mal ordentlich Geld). Ob man das zum Standard einer Software machen will oder soll, die ursprünglich fürs Bloggen gedacht war, ist allerdings auch eine berechtigte Frage.

Jedenfalls zeigt diese Entwicklung, dass es einen Trend für WordPress gibt, der von den Blogs im traditionell-inhaltlichen Sinn weg und mehr zur Allzweck-Website hin führt. Eine Tendenz, die auch ein Bisschen am Konzept des WordPress-Themes als bestimmendes Element für das Design einer WordPress-Website vorbei zu führen scheint.

WordPress Gutenberg: Fazit für WordPress-Einsteiger

Wer gerade mit WordPress anfängt und sich bereits mit Gutenberg „konfrontiert“ sieht, merkt vielleicht gar nicht, dass es hier Ende 2018 einen recht großen Entwicklungsschritt gegeben hat. Im Prinzip möchte ich hier auch keine großes Theater daraus machen, was man verwenden sollte.

Allerdings darf ich mir schon den Hinweis erlauben, dass sich Gutenberg eher als Versuch eignen, selbst den eigenen Seiten oder Beiträgen in WordPress etwas mehr Abwechslung einzuhauchen. Der Classic Editor hingegen ist besser dafür geeignet, sich als Blogger im klassischen Sinn darauf zu konzentrieren, den Besuchern der eigenen Website Inhalte zu liefern, denen Sie nicht widerstehen können – Design hin oder her.

Wer objektiv gesehen nicht so gerne herumklickt oder nach Funktionen oder Einstellungen sucht, der ist vielleicht auch mit dem Classic Editor etwas besser dran als mit Gutenberg, was zwar im Styling der einzelnen Elemente intuitiver sein mag, aber dadurch etwas an Übersichtlichkeit verliert.

Der Gesamteindruck beim Arbeiten mit dem Classic Editor erscheint mir deutlich aufgeräumter und erinnert mehr an Textverarbeitungs-Programme wie z.B. Microsoft Word. Die Ansicht in Gutenberg erinnert dafür mehr an eine Vorschau, die auch noch ein paar (sogar manchmal sehr viele) Buttons für Einstellungen hat.

Wenn man die Möglichkeit hat, mit beiden Varianten zu arbeiten (und die hat man ja dank des Classic-Editor Plugins), dann kann und soll man sich einfach beides ansehen. Eine Entscheidung sollte danach nicht allzu schwer fallen.

Nächste Schritte

Nach dieser Einführung zum neuen WordPress Editor Gutenberg (aus aktuellem Anlass) kommen wir wieder zu etwas allgemeineren Themen, die uns noch zu einem besseren Verständnis unserer WordPress-Website fehlen.

Zunächst möchte ich ein Thema aufgreifen, das ebenso wichtig ist, wie alles, was mit dem Erstellen einer WordPress-Website zu tun hat: Die richtige Pflege einer WordPress Website. Tatsächlich muss man sich um die eigene WordPress Website auch kümmern, wenn sie einmal fertig ist und man eigentlich nichts mehr daran verändert. Das liegt an Themen wie Sicherheit und Kompatibilität, die im Internet von heute eine wichtige Rolle spielen.

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Andreas Krassnigg