Die Welt der Domains im WWW ist vielfältig und bunt, das wissen wir alle, oder? Von Firmennamen und generischen Wörtern über teils wilde Namenskreationen bis hin zu gewitzten Domain-Hacks ist alles dabei. Oft stolpert man dabei über sogenannte Premium-Domains, die man offenbar kaufen kann. Manchmal juckt es dann auch in den Fingern. Wer möchte nicht gerne Eigentümer von z.B. travel.com sein? Für solche Momente habe ich mich gefragt:

Worauf muss ich beim Kauf einer Premium-Domain achten? Man muss wissen, was eine Premium-Domain ist und woher der Preis kommt. Dann muss man beim konkreten Domainnamen Vorteile und Nachteile abwägen. Und man muss entscheiden, was dieser Domainnamen für das eigene Unternehmen oder Vorhaben wert wäre. Wenn man dann tatsächlich um viel Geld eine Premium-Domain kauft, sollte man auf jeden Fall mit einem Treuhänder arbeiten.

Jetzt aber noch etwas mehr im Detail zu den Überlegungen vor dem Kauf und zum Kauf selbst:

Was ist eine Premium-Domain?

Kurz gesagt ist eine Premium-Domain nicht zur Standardgebühr für die entsprechende Endung zu registrieren, sondern:

  • sie ist entweder bereits registriert und man kann sie kaufen, oder
  • sie kann zu einer höheren/überhöhten Registrierungsbebühr beim Registrar angemeldet werden.

Während der zweite Fall auch als Premium-Domain bezeichnet wird, ist meistens einfach folgendes zutreffend: Eine Premium-Domain ist bereits registriert und kann gegen einen Kaufpreis vom bisherigen Besitzer übernommen werden.

Wo bekommt man Premium-Domains zu kaufen?

Da im Prinzip jeder eine Domain registrieren und dann zum Verkauf anbieten kann, ist der Domain-Markt etwas unübersichtlich. Es gibt große Plattformen, die sich darauf spezialisiert haben, zum Verkauf stehende Domains zu listen und als Marktplatz zu dienen (gegen Provisionen, die beim Verkauf anfallen).

11 klare Vorteile der eigenen Domain im Internet

Aber auch bei Registries oder Registraren und Hosting-Providern kann man Domain-Marktplätze inzwischen oft finden. Dazu gesellen sich noch einige kleinere Websites, auf denen ebenfalls Domains angeboten werden.

Typisch ist auch, dass man beim Eingeben des Domainnamens im Browser auf einer Seite landet, auf der entweder klar und deutlich zu lesen ist, dass die Domain zum Verkauf steht (aber sonst nichts), oder auf der Werbelinks zum Thema des Domainnamens zu sehen sind (das nennt man „Domain-Parking“). Auch geparkte Domains stehen meist zum Verkauf, auch wenn das nicht explizit erwähnt wird.

Wieso kosten manche Premium-Domains bereits bei der Registrierung Geld?

Domains, die bereits bei der Registrierung mehr kosten, als sie eigentlich sollten, sind gewissermaßen von den Registries oder den Registraren bereits als besonders wertvoll eingestuft worden. Das kann einzelne Domains aber auch ganze Gruppen von Domains durch die höhere Auspreisung einer bestimmten Domain-Endung betreffen.

Grundsätzlich ist dabei aber das Problem und die Frage gleich wie bei einer Domain, die jemand zum Verkauf anbietet, nämlich: Rechtfertigt der Domainname den Preis?

Der Wert einer Domain

Der Wert einer Domain ist ein Marktwert. Das bedeutet, er wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Verschiedene Faktoren haben sich als vorteilhaft für eine Domain herauskristallisiert und tragen daher zu einem höheren Wert bei, z.B. Länge des Domainnamens, Alter der Domain und enthaltene Keywords.

Einige davon kann man durchaus auch direkt als Vorteile einer Premium-Domain bezeichnen. Deshalb folgt jetzt eine kurze Beschreibung der wichtigsten Faktoren im Überblick:

Vorteile einer Premium-Domain

Eine Premium-Domain hat meistens mindestens einen großen Vorteil gegenüber anderen beliebigen Domains. Wenn man nicht zufällig Prophet ist oder Insider-Informationen hat, wird es meist schwierig sein, sich etwas Besseres auszudenken, als sich unter den angebotenen Premium-Domains finden lässt. Und Alter lässt sich eben nicht einfach so erzeugen.

Kürze

Grundsätzlich gilt für Domainnamen: Je kürzer, desto besser und wertvoller. Das gilt sowohl für die Anzahl der Zeichen als auch die Anzahl der Wörter. Einleuchtend ist dabei, dass man sich kürzere Namen leichter merkt. Außerdem brauchen kürzere Namen weniger Platz auf Visitenkarten, Plakaten, Buttons oder sonstigen Werbematerialien.

Generisches Keyword als SLD

Teile des Domainnamens: Subdomain, SLD und TLD

Teile des Domainnamens: Subdomain, SLD und TLD

Wenn die second-level-domain (SLD), also „der Teil der Domain vor dem .com“ ein generisches Wort ist, dann kann so eine Domain sehr sehr wertvoll sein. Das liegt daran, dass Konsumenten im WWW oft nach solchen Begriffen suchen, insbesondere, wenn es sich dabei um Waren oder Dienstleistungen handelt, wie z.B. „Blumen“ oder „Consulting“. Je nach monatlichem Suchvolumen für den Begriff und nach der Größe des Wettbewerbs steigt auch der Wert solcher Domainnamen wie eben blumen.com oder consulting.com.

Alter der Domain

Das Alter einer Domain spielt deshalb eine wichtige Rolle, weil vieles im WWW organisch wächst. Externe Links, die von anderen Websites auf eine bestimmte Domain zeigen, entstehen dadurch, dass im Laufe der Zeit Inhalte verlinkt, Empfehlungen gemacht und andere Dinge diskutiert werden und dabei Links auf die Domain gesetzt werden.

Am besten wirkt sich das auf den Wert der Domain aus, wenn es organisch und natürlich passiert (keine gekauften Linknetzwerke) und ausreichend Zeit dafür vorhanden war. Da man Zeit nicht kaufen kann, muss man also für das Alter einer Domain entsprechenden Wert kalkulieren.

.com, und andere Prioritäten

Worauf muss ich beim Kauf einer Premium-Domain achten?

Für viele Surfer im WWW ist eine .com Adresse die einzig wahre Anlaufstelle, und zwar für jegliches Problem. Die .com-Domains haben eine derartige Vormachtstellung durch diesen Gewohnheitsfaktor erhalten, dass sie an Wert (bei gleichem Rest) nicht zu erreichen und schon gar nicht zu übertreffen sind.

Für lokale Unternehmen ist eine Domain mit der richtigen länderspezifischen Endung von ähnlicher Bedeutung, also z.B. blumen.de oder schnitzel.at gibt es eben nur einmal. Alle Anderen müssen bereits modifizieren, verlängern, oder andere Ab(oder Binde)striche machen.

Die Domain als Wertanlage

Der Wert von Premium-Domains als Investition hat in den vergangenen Jahren eine erstaunlich positive Entwicklung hingelegt. Wertsteigerungen um bis zu 800% innerhalb von 10 Jahren sind dabei nicht selten. Aber auch allgemein steigt der Wert von Premium-Domains, wenn auch nicht ganz so stark, weil das Angebot begrenzt ist und sich die Nachfrage immer noch erhöht.

Spezielle Erwähnung: Der Domainname und direkte Besucher (Type-in-Traffic)

Type-in-Traffic nennt man jenen Teil der Besucher einer Website, die einfach in ihrem Browser den Domainnamen eintippen und die Eingabetaste drücken. Diese Besucher kommen ohne Verlinkung von außen (z.B. durch Kampagnen auf Social-Media-Plattformen) und ohne die Hilfe von Suchmaschinen auf die eigene Website.

Type-in Traffic: Websiteberater.com

Diese Funktion des Domainnamens wird oft unterschätzt. Dabei ist sie bei einem wirklich guten Domainnamen auf lange Sicht fast unbezahlbar. Wenn man sich durchrechnet, was eine Firma an Werbekosten aufbringen müsste, um durch bezahlte Suchmaschinenwerbung ein Jahr lang immer ganz oben in den Suchresultaten zu stehen und dann auch die entsprechenden Rechnungen für die erfolgten Klicks zu begleichen, kommt man unter Umständen in den Bereich sechsstelliger Beträge.

Wenn das Suchvolumen hoch und das Keyword generisch und hochkompetitiv ist (wie zum Beispiel „wedding“), dann kann so eine ordentliche Summe zusammenkommen. Hat man allerdings die Domain „wedding.com“ zur Verfügung, dann kann man sich vermutlich einen Großteil dieses Budgets sparen. Allein der Domainname sorgt bereits für gewaltigen Type-in-Traffic.

Nachteile einer Premium-Domain

Wenn man bereits eine Premium-Domain besitzt, sehe ich eigentlich nicht viele Nachteile. Wenn man gerne eine hätte, die jemand anders besitzt, gibt es solche aber durchaus, auch wenn es nicht viele sind:

Der Preis

Domains: Kaufen, verkaufen, investieren

Das ist der Hauptnachteil. Der Preis sollte sich allerdings relativieren, wenn man eine Kalkulation auf der Basis des Marketingwerts der Domain macht. Die kleine Überlegung zum Thema Type-in-Traffic gerade vorhin hat das Thema bereits angerissen. Aber auch generell ist eine Domain wie „wedding.com“ für Marketing wesentlich besser geeignet als eine längere oder kompliziertere.

Trotzdem kommt man am Preis bei einer Premium-Domain nicht vorbei. Gerade als kleineres Unternehmen oder Startup hat man oft kaum eine Chance, hier mitzubieten oder überhaupt in solchen Dimensionen zu denken.

Abhilfe können dabei jedoch kreative Bezahlmodelle schaffen. Es ist nicht unüblich, Domains zu mieten, zu leasen, oder den Preis auf Raten abzuzahlen. Bei solchen Varianten sollte man jedoch die rechtlichen Details von Profis abklären lassen, um nicht nach einem Jahr oder so doch wieder ohne Domain dazustehen.

Geht es noch besser?

Ein Nachteil, den alle außer den ganz Großen beim Domainkauf haben, ist die Frage, die man sich hinterher stellt: Hätte es noch eine bessere Möglichkeit gegeben als die, die man sich leisten konnte? Wenn man schon viel Geld in die Hand nimmt, dann möchte man ja eigentlich das Optimum kaufen, oder?

Wenn das aber nicht geht, dann wird es immer einen geben, der noch etwas Besseres hat als man selbst, obwohl man für die eigene Domain hinreichend viel bezahlt hat. In einem solchen Fall geht man zwar auch nicht ganz leer aus, man wird es allerdings schwer haben, ganz an die Spitze zu kommen.

Premium-Domain kaufen oder andere Domain registrieren?

Somit ergibt sich die Frage: Sollte man eine Premium-Domain kaufen oder doch lieber kreativ sein und eine Domain neu registrieren, die nicht vergeben ist?

Das kommt natürlich auf die Unternehmensgröße oder noch einfacher auf die Größe der eigenen Brieftasche an. Letztlich sollten die hier vorgestellten Kriterien aber bereits eine gute Orientierungshilfe für die Entscheidung sein, ob man sich eine Premium-Domain leisten will und wieviel sie kosten darf.

Ja, ich will eine Premium-Domain kaufen. Was muss ich jetzt tun?

Der Kauf einer Premium-Domain funktioniert grundsätzlich so einfach wie der Kauf anderer Dinge. Wichtig ist jedoch, dass man zuerst ein seriöses Angebot macht und auch sicherstellt, dass der Verkäufer seriös ist. Bei den großen Domain-Plattformen gibt es Qualitätsstandards und Vorgaben für Verkäufer und Käufer.

Ein Beispiel ist eine vorab-Verifizierung für Käufer, die auf ein Domain-Angebot 10000 Dollar oder mehr bieten wollen. Bei den Verkäufern wird durch die Plattformen z.B. sichergestellt, dass die zum Verkauf angebotenen Domains auch tatsächlich demjenigen gehören, der sie zum Verkauf gelistet hat.

Auf jeden Fall sollte man beim Kauf einer Premium-Domain auf einem Treuhänder (auf Englisch „escrow service“) bestehen. Das kostet zwar einen kleinen Betrag, man bekommt aber Sicherheit. Dadurch wird der Verkauf so abgewickelt, dass zuerst der Käufer dem Treuhänder den vereinbarten Kaufpreis überweist. Dann übergibt der Verkäufer dem Käufer die Kontrolle über die Domain. Sobald der Käufer diese dem Treuhänder bestätigt hat, wird das Geld an den Verkäufer freigegeben.

Premium-Domains: Das Fazit

Da Premium-Domains eine große Investition bedeuten können, will so ein Kauf gut überlegt sein. Nicht umsonst gehört die Entscheidung für eine Domain zu den kritischen ersten Schritten beim Erstellen einer Website. Ich wünsche jedenfalls für alle Registrierungen oder Transaktionen alles Gute!

Wer mehr zum Thema Domains wissen möchte oder sogar selbst ins Domain-Geschäft einsteigen will, dem empfehle ich dringend die Informationen auf meiner Ressourcen-Seite zum Thema Domains!

Andreas Krassnigg